Urologische Privatpraxis 
Privatdozent Dr. Rainer A. Bürger

Bisherige Vorgehensweise bei Diagnose Prostatakrebs

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache unter deutschen Männern. Pro Jahr erkranken in etwa 63.000 Männer in Deutschland neu an diesem Krebs.

Im Frühstadium verursacht das Prostatakarzinom keine eindeutigen Warnzeichen. So führt die Verdachts-Diagnose heutzutage üblicherweise über eine Tastuntersuchung der Prostata und die PSA-Bestimmung im Blut (Prostata-spezifisches Antigen). Diese Diagnose muss stets mittels einer Biopsie der Prostata gesichert werden.  

Bislang ist die vom Mastdarm (Rektum) aus durchgeführte Biopsie unter Entnahme von 10-12 Proben gängige Standardmethode entsprechend der Leitlinien.  Da beim überwiegenden Anteil der Patienten das Prostatakarzinom jedoch mit dem transrektalen Ultraschall (TRUS) nicht sicher von gesundem Gewebe zu unterscheiden ist, werden diese Biopsien aus vorgegebenen Arealen der Prostata "blind" entnommen.

Bei Männern mit einem PSA-Wert jenseits des Normbereiches (höher als 4,0 ng/ml), liegt die Trefferquote der konventionellen Biopsie in verschiedenen Studien bei 27-40 %. Von den etwa 2/3 der Männer mit einem vermeintlich krebsfreien Biopsie-Ergebnis, sind tatsächlich nicht alle sicher tumorfrei. Diese Unsicherheit führt zu häufigen Wiederholungsbiopsien, mit entsprechenden Risiken wie z.B. fieberhaften Infekten oder Nachblutungen.

Auf der anderen Seite stehen wir heutzutage dem Problem einer Überdiagnostik an sogenannten nicht-signifikanten Prostatakarzinomen gegenüber. Diese Patienten werden zeitlebens gesundheitlich nicht beieinträchtigt und an ihrem nicht-signifikanten Karzinom nicht versterben. Sie profitieren nicht von einer Therapie, aber leiden möglicherweise an den Nebenwirkungen.

Wie aggresiv ist der Tumor?

Tumore unterscheidet man entsprechend ihres mehr oder weniger aggresiven Auftretens und Fortschreitens in drei Gruppen:

Niedrig Risiko-Tumore können mit einer aktiven Überwachung kontrolliert werden, bevor über einen Eingriff entschieden wird. Dabei wird der Tumor in regelmäßigen Abständen durch PSA-Bestimmung sowie klinische Kontrollen untersucht. Darüber hinaus sind Kontrollbiopsien der Prostata zur Beurteilung der Tumorentwicklung im Abstand von 6-12 Monaten erforderlich (="aktive" Überwachung). Sollte sich dabei eine fortschreitende Entwicklung des Prostatakarzinoms zeigen, ist die Einleitung einer heilenden Therapie notwendig.

In Zweifelsfällen gibt es neuerdings die Möglichkeit, mit molekularbiologischer Genanalyse des biopsierten Gewebes die Aggresivität der Niedrig-Risiko-Tumore weiter zu untersuchen, um Sicherheit bezüglich des weiteren Vorgehens zu bekommen.

Tumore mit mittlerem Risiko sollten beseitigt werden, wenn möglich mit einer schonenden Behandlung. Hochrisiko-Tumore müssen unbedingt beseitigt werden. Die in den Leitlinien empfohlene Radikaloperation (Radikale Prostatektomie), führen wir falls möglich als ein- oder beidseitige nerverhaltende Prostata-Operation durch. Hier wird in mikro-chirurgischer Technik unter Zuhilfenahme der Lupenbrille das nervenführende Gewebe von der Prostatakapsel abpräpariert und erhalten. Der Nerverhalt erhöht die Möglichkeit der postoperativen Potenz und sorgt bei mehr als 90 % der Patienten für einen Kontinenzerhalt. 

Weitere Informationen im

Patientenratgeber Prostatakarzinom der Deutschen Gesellschaft für Urologie

www.dgu.de/fileadmin/MDB/PDF/PCA_1.pdf